Tongo, Ronda-Canduling

Wieder zu Hause berichtete mir Lulu auch von ihrem kurzen Besuch in ihrer Heimat Ronda. Sie wollte unter anderem die Grabstelle der Eltern restaurieren. Wir hatten im Januar festgestellt, das große Setzrisse aufgetreten waren. Ihre Freunde und Bekannten hatten sich natürlich gewundert dass sie nun schon zum zweiten mal in diesem Jahr auf Besuch war.

Lulu erzählte also von unseren Plänen. Die Leute waren begeistert, verstanden aber nicht warum die Rückkehr nicht nach Ronda sein sollte.

 

Bei den Gesprächen mit einer Cousine berichtete diese von einem Deutschen Namens Günter und seiner Frau Edith, die schon mehrere Häuser errichtet hatten und mit denen die Leute sehr zufrieden waren. 

 

Da Lulu nichts auf die lange Bank schiebt suchte sie gleich den Kontakt zu Günter, der in Moalboal lebt und dort schon mehr als ein Dutzend schöne Häuser gebaut, vermietet oder anschließend verkauft hat. Sie hat ihn so lange bearbeitet, bis sie seine Zusage hatte, dass er auch unser Haus bauen würde.  Wo?  Natürlich in Tongo! 

 

"Tongo" kommt aus dem Polynesischen und bedeutet "Mangroven".

 

Unser Tongo ist ein Erbstück in Canduling, einer Barangay, die zur Stadtgemeinde Ronda gehört. Es liegt direkt am Wasser, ist ein Felsengrundstück mit Mangroven und liegt etwa 5 m über dem Meeresspiegel. 

 

Wer sich das Grundstück in Google Earth ansehen möchte, hier die Koordinaten: 10°00'30.91"N, 123°24'30.06"E.

 

Wir beschlossen also unseren Traum vom "Haus am Meer" in Tongo zu verwirklichen. Unsere am Anfang erwähnten Bedenken waren zwar nicht verschwunden, aber wie bei jeder Medaille gibt es auch hier eine zweite Seite: Wir sind hier nicht fremd. Da Lulu hier zu Hause ist sind wir also nur zu 50% Ausländer. Und natürlich die Kostenseite, das Grundstück ist vorhanden.  

 

Im Januar 2009 ging es dann wieder nach Ronda um unser Projekt in Angriff zu nehmen. Zu Hause hatte ich mir im Internet einen Hausplaner besorgt und unsere Vorstellungen über Grundriss und Raumaufteilung zu Papier gebracht. Das Ergebnis war eine fast perfekte Bauzeichnung mit allen wichtigen Bemaßungen. Durch Recherchen im Internet hatte ich auch eine ungefähre Ahnung wohin die finanzielle Reise gehen würde.     

Anfang Februar 2009 fand dann die erste Baubesprechung mit Günter statt. Sein Angebot lag zwar etwas über den von mir kalkulierten Kosten aber wir waren uns schnell einig. Ein Vertrag beim Notar war dann nur noch Formsache.

 

 

Nächster Termin war dann beim Architekt Mr. Tariman. Der war natürlich zufrieden mit soviel bereits geleisteter Vorarbeit. Die Pläne waren schnell erstellt und so konnte bereits wenige Tage später in Ronda der Bauantrag gestellt werden. Nun muß man sich das nicht wie in Deutschland vorstellen wo ein ganzer Aktenordner mit Bauplänen, Statik, Baubeschreibung usw. in mindestens dreifacher Ausfertigung eingereicht werden muß. Entsprechend kürzer ist natürlich auch die Bearbeitungszeit. Was mir auch gefiel war die Tatsache, dass es keinen Bebauungsplan gab der so Dinge wie ein- oder zweigeschossige Bauweise, Dachneigung, Grundstückeinzäunung und dergleichen vorschreibt. Hier kann sich jeder nach seinen Vorstellungen und Wünschen verwirklichen. Das das auch nachteilig sein kann ist mir schon klar aber in Deutschland herrscht ja manchmal ein regelrechter Regulierungswahn. 

Hatte ich 1983 beim Bauantrag für unser Haus in Bedburg noch 2-3 Monate warten müssen, so war das jetzt in weniger als 2 Wochen erledigt. 

Was zum Baubeginn noch fehlte waren Wasser und Strom. Es gibt auf unserem Grundstück zwar einen Brunnen, aber Günter hatte Zweifel das der beim betonieren genügend Wasser liefert. Aber auch solche Probleme lassen sich auf den Philippinen sehr viel schneller aus dem Weg räumen als bei uns. Das liegt natürlich auch daran, dass alles oberirdisch verlegt und nicht eingebuddelt wird. Auch die verzinkten Wasserrohre liegen neben der Strasse im Graben und werden von dort zum Grundstück geführt. Innerhalb von wenigen Tagen hatten wir jedenfalls Wasser und auch Strom.

 

So langsam ging meine Urlaubszeit von 4 Wochen zu Ende. Wir mußten vorher aber noch einiges festlegen. Welche Fliesen, welche Sanitäreinrichtung, welche Fenster und Türen etc. Dafür fuhren wir mit Günter und Edith nach Cebu in die Baumärkte und suchten uns unsere Fliesen, Waschtische, Armaturen usw. aus. 

Nun war alles soweit geregelt, das wir mit dem Bau beginnen konnten.

Als erstes wurde der Standort des Hauses festgelegt. Einzige Auflage seitens der Gemeinde war, 20 m vom Wasser weg zu bleiben. Das Schnurgerüst wurde gesetzt, eine Baubude aufgestellt und am nächsten Tag rollte der erste LKW mit Zement an.

Mein Urlaub ging nun leider zu Ende. Ich mußte wieder zurück ins nasskalte Deutschland. Während der letzten Wochen hatte es zwar auch in Cebu des öfteren geregnet, aber es ist eben ein Unterschied ob man bei 30°C oder nur bei 5°C nass wird. Lulu`s Rückflug ging erst Ende Juli. Es sollte jemand vor Ort sein wenn es irgendwelche Probleme geben sollte. Die weitere Entwicklung an unserem Traumbau habe ich also nur aus der Ferne mit erlebt. Vorteil: für Dinge die nach meiner Abreise schief laufen könnten bin ich nicht mehr verantwortlich (hi, hi, hi).