Sibuyan
Wir haben nicht lange gezögert und per E-Mail mit dem Verfasser der Seite, Rainer Harenkamp Kontakt aufgenommen. Was wir zu hören bekamen war eigentlich zu schön um war zu sein. Er erzählte von einer kleinen Kolonie Europäer und Amerikaner, die sich im Südwesten der Insel schon seit einigen Jahren niedergelassen hatten. Manche sind nur von Oktober bis März, einige aber auch das ganze Jahr über auf der Insel.
Wir haben weiter recherchiert, welche Möglichkeiten es auf den Philippinen gab, kamen aber immer wieder auf Sibuyan. Sibuyan gehört zur Romblon Inselgruppe zu der auch die Insel Tablas und eben Romblon gehört. Man findet sie nördlich der Insel Panay im Sibuyan Sea.
Da der Urlaub für 2008 noch nicht verplant war, war eigentlich schnell klar wohin die nächste Reise gehen sollte. Die Flüge waren schnell gebucht.
Diesmal ging es nicht nach Cebu sondern in die Hauptstadt Manila. Von dort sollte es mit einer Fähre über Nacht nach Cajidiocan auf Sibuyan gehen. Rainer wollte für uns die Tickets buchen.
Das war schneller gesagt als getan. Irgendwann erreichte uns seine Nachricht, dass es mit der Fähre wohl nichts werden würde. Die lag mal wieder wegen diverser Probleme auf Reede.
Also blieb nichts anderes übrig, als den umständlichen Weg mit dem Flieger von Manila nach Caticlan auf Panay, dann mit einer kleinen Fähre nach Looc auf Tablas über zu setzen, dann mit dem Auto auf die andere Seite von Tablas, um dort die Fähre nach Sibuyan zu nehmen.
Das konnte ja was werden. Als erfahrene Weltenbummler konnte uns das aber nicht schocken.
Am 31.12.2007 ging die Reise mit China-Air über Taipeh nach Manila.
Mit 2 Tagen Aufenthalt in diesem Moloch hatten wir genug. Dann ging es weiter mit einer Fokker Turboprop nach Caticlan. Caticlan ist auch der Zielflughafen für Urlauber auf der Trauminsel "Boracay". Als wir wieder aus dem Flieger stiegen, hatten wir den Eindruck, hier wird noch jeder persönlich und mit Händedruck begrüßt. Abgesehen vom Rollfeld, war das Gelände nicht größer als der Bergheimer Bahnhof. Entsprechend schnell standen wir mit unserem Gepäck auch draußen und hielten nach einem Taxi Ausschau.
Die Fahrt zum Hafen endete nach knapp 5 Minuten und wir machten uns auf die Suche nach unserer Fähre. Unsere bisherigen Fährerfahungen hatten wir in Griechenland zwischen Korfu und Igomenitsa, in Frankreich und England zwischen Calais und Doover oder zwischen Kiel und Oslo gemacht. Wegen der anderthalbstündigen Fahrt rechneten wir mit einem entsprechend großen Schiff. Was uns dann aber gezeigt wurde verschlug uns, zumindest mir, erstmal die Sprache.
Die Fähre war ein Pumpboat mit schätzungsweise nicht mal 15m Länge. Gepäck und alles was von anderen Passagieren noch mit musste wurde aufs Dach verfrachtet und verzurrt. Im Inneren war höchsten Platz für 30 Personen. Und dann gings nach fast 2 Stunden Wartezeit los.
Inzwischen hatte es draußen etwas aufgefrischt und so musste das Boot mächtig gegen die Wellen kämpfen.
Man brauchte wirklich beide Hände um sich an der Ducht festzuhalten. Es dauerte dann auch nicht lange bis der ein oder andere kreidebleich nach einem passenden Kotztütchen suchte. Die seitlichen Fenster wurden wegen einfallender Wassermassen mit Planen zugehangen. Hin und wieder hörte man den Motor aufheulen wenn durch den starken Wellengang mal für kurze Zeit die Schraube aus dem Wasser kam. So wurden aus den geplanten eineinhalb Stunden gute drei. Wir waren froh als wir heil in Looc ankamen und auch unser Gepäck seinen Platz auf dem Dach nicht verlassen hatte.
Mit Rainer Harenkamp hatten wir verabredet, dass er uns in Looc abholt. Gemeinsam ging es mit dem Auto auf die andere Inselseite. Am nächsten Tag nahmen wir dann ab St. Augustin die zweite Fähre nach Sibuyan. Diesmal war es ein Fähr-Schiff was seinem Namen gerecht wurde, wir waren dann auch sehr erleichtert.
Sibuyan präsentierte sich uns wie Lummerland aus der Augsburger Puppenkiste.
Mit nur 450 qkm ist sie deutlich kleiner als Mallorca und hat nur 60.000 Einwohner. Alles bestimmend auf der Insel ist der 2056 m hohe Vulkan Mount Guiting-Guiting. Kleine Orte, kaum Verkehr, hin und wieder in den Ortschaften asphaltierte Strassen. Mit dem Motorrad in weniger als einem Tag zu umrunden. Und überall Natur pur. Rainer gab sich wirklich große Mühe und war täglich mit uns unterwegs um uns sein Paradies zu zeigen.
Nach ein paar Tagen der Erholung wollten wir natürlich jetzt das sehen, weswegen wir eigentlich hergekommen waren, Grundstücke. Wir hatten zwischenzeitlich ein junges Paar aus der Schweiz kennengelernt, welches aus dem gleichen Grund auf der Insel war wie wir. Also ging es am nächsten Tag mit dem Motorrad auf Sightseeing Tour. In diesen Tagen wurde alles bestätigt was wir zu Hause auf dem Video gesehen hatten. Wir lernten Ehepaare aus Neuss, Düsseldorf und München kennen. Eine ältere Dame hat uns imponiert. Sie saß schon einige Jahre im Rollstuhl ehe sie auf die Insel kam um hier den deutschen Pflegeheimen zu entrinnen, wie sie uns selbst erzählte. "Wenn ich in Deutschland geblieben wäre", meinte sie, "wär ich längst tot".
Grundstücke haben wir natürlich auch gesehen. Aber so richtig hatte uns noch keines gefallen. Das änderte sich als wir nach San Fernando kamen. Hier sollten 3 - 4 Pazellen von je ca. 2000 m² zum Verkauf stehen. Wir waren sofort begeistert, herrlicher breiter Sandstrand so weit man schauen konnte. Kein "white beach" sondern "yellow beach". Das spielte aber keine Rolle, der Strand war sauber und menschenleer. Ein Grundstück fiel uns sofort ins Auge. Auf ihm stand ein riesengroßer Baum. Die Einheimischen nennen ihn "Lawaan". In Gedanken sahen wir uns schon in seinem Schatten beim Mittagsschlaf.
Die Lage hier hat, wie uns Rainer erklärte, einen großen Vorteil. Da das Wetter in aller Regel von Nord-Ost kommt liegt der Strand hier im Süd-Westen geschützter. Wir haben es auch gleich bemerkt. Die Dünung in Cajidiocan war sehr viel stärker und lauter. Hier in San Fernando war es, jedesmal wenn wir da waren, sehr viel ruhiger und angenehmer.
Als wir dann das erstemal mit dem Eigentümer sprachen stellte sich ein großes Problem heraus. Der ältere Herr hatte kein Interesse daran das Stück zu verkaufen, er wollte nur verpachten.
Das war die letzten Jahre auf der Insel so in Mode gekommen, weil nach philippinschem Gesetz Ausländer keinen Grund und Boden käuflich erwerben können. Die Ausländer, die sich hier niedergelassen hatten, haben auf 25 Jahre mit Option auf weitere 25 Jahre geleast. Leasingpreis = Kaufpreis. Wir hätten aber, weil Lulu ehemalige Filipina ist, kaufen können.
Was jetzt? Leasen kam für uns nicht in Frage. Lulu hat dann mehrfach versucht in einem Gepräch von Landsmann zu Landsmann den alten Herrn umzustimmen. Wir hatten aber den Eindruck, dass auch seine jüngere Schwester noch ein Wörtchen mit zu reden hatte. Aber es half alles nichts, wir kamen hier nicht weiter. Schade, wir hätten das schöne Stück gerne genommen. Dass wir ein paar Monate später froh waren, dass es nicht geklappt hatte, ahnten wir noch nicht.
Die restlichen Tage bis zu unserm Flug nach Cebu, Lulu wollte noch in ihre Heimat, verbrachten wir bei Rainer mit schwimmen und sonnenbaden. Außerdem stand noch die ein oder andere Einladung bei Rainers Nachbarn an.
Gott sei Dank war "Mary the Queen", die direkte Fähre nach Manila, wieder im Einsatz sodass uns die umständliche Rückreise über Caticlan erspart blieb.
Auf Cebu haben wir noch die Region um Alcoy besucht. Ich war bei meinen Recherchen auch immer wieder auf eine Seite gestoßen, auf der ein Unternehmen mit Sitz in Deutschland Häuser und Grundstücke anbietet, angeblich als Marktführer. Was uns aber dort gezeigt und angeboten wurde, ist nicht wert darüber zu berichten. Wir kamen schnell zu der Erkenntnis, Finger weg, hier versucht man uns abzuzocken.
Nach einer kurzen Stippvisite in Ronda waren wir Ende Januar 2008 wieder zu Hause und ein wenig enttäuscht, dass wir keinen Schritt weiter gekommen waren. Unser Schweizer Ehepaar hatte gleich vor Ort Nägel mit Köpfen gemacht und eines der Grundstücke in San Fernado geleast. Sie hatten noch ein paar Wochen Urlaub und haben gleich mit dem Bau einer kleinen Hütte begonnen.
Wir hatten nun Zeit und konnten uns das Ganze nochmal durch den Kopf gehen lassen. Was uns am meisten beschäftigte war die umständliche Anreise. Die direkte Fähre nach Manila war zwar wieder unterwegs, aber wie lange? Einen Flughafen gibt es noch nicht und ohne die Fähre ist man aufgeschmissen, besonders im Notfall. Denn es gab noch ein Problem: Cajidiocan hat ein kleines Krankenhaus, aber wir hatten den Eindruck, dass mehr wie erste Hilfe nicht geleistet werden kann. Die nächste größere Klinik ist auf Tablas, auch wieder nur mit Fähre erreichbar.
Zwei Wochen später erreichte uns die Nachricht, dass die Düsseldorferin, die wir kennengelrnt hatten, riesige Probleme mit ihrem Blinddarm hatte und sie, weil wegen schlechtem Wetter keine Fähre fuhr, wirklich auf der Kippe stand.
Im Mai gingen dann Bilder einer vor Sibuyan gesunkenen Fähre um die Welt. Trotz Taifun-Warnung war sie ausgelaufen und hatte mehr als 800 Menschen mit in den Tod gerissen.
Das Thema Sibuyan war damit für uns endgültig abgehakt. Schade, die Insel hat uns sehr gefallen.