Von Erdbeben und Taifunen

Naturkatastrophen, wie sie hier auf den Philippinen allgegenwärtig sind, sind für Lulu, trotz ihrer 40 Jahre in Deutschland, normal und gehören zum Leben. Wenn man betroffen ist, so ist das Schicksal und dagegen kann man nichts machen, so ihre Einstellung. Für mich waren diese Dinge immer weit weg. Man sah Bilder in den Nachrichten und folgte hin und wieder einem Spendenaufruf. Die Sache rückte immer etwas näher wenn die Nachrichten aus den Philippinen kamen. Gott sei Dank hat es in der ganzen Zeit die wiir gemeinsam in Deutschland verbracht haben nur ein zwei größere Wirbelstürme gegeben, die größere Schäden auch auf Cebu angerichtet haben.

 

Natürlich hat mich dieses Thema auch beschäftigt bevor wir unseren Entschluß hierher zu kommen gefasst haben. Ich habe mich auch immer selbst beruhigt und gedacht, so schlimm wird es nicht werden. Lulu`s Familie ist in all den Jahren nichts passiert.

Die meisten Katastrophen ereigneten sich meist im Norden, in Luzon oder im Süden auf Mindanao. Cebu blieb meistens verschont.  

Das ich so schnell Erfahrungen sammeln würde hätte ich nicht gedacht.

Es war Anfang Februar 2012, wir waren gerade etwas mehr als eine Woche hier. Lulu hatte einen Zahnarzttermin in CebuCity. Wir sind also früh morgens los gefahren und saßen am frühen Vormittag in der Praxis. Lulu bekam Medikamente verschrieben, die wir im Anschluss in der Apotheke holen wollten. Als wir wieder auf der Strasse waren wunderten wir uns, was all die Menschen auf den Strassen machten. Sie standen herum unterhielten sich oder waren meist mit ihrem Mobilphon beschäftigt. Als Lulu bei Jemandem nachfragte was los sei, bekam sie die lapidare Antwort, "earthquick, Erdbeben". Wir waren platt, wir hatten davon bei unserer Fahrt zur Apotheke nichts bemerkt. Oder hatten wir nicht richtig verstanden und es handelte sich um eine allgemeine Katastrophenübung? Wir fuhren zum SM-Einkaufscenter weil wir noch etwas besorgen wollten. Als wir dort ankamen war die komplette Mall evakuiert und nichts ging mehr. Kurz darauf erhielt Lulu eine SMS aus Ronda, dass die meisten Leute sich wegen einer Zunamiwarnung in die Berge begeben hatten. Nun wußten wir das es ernst war und machten uns ein wenig Sorgen denn immerhin hatten wir noch gute 2 1/2 Stunden Fahrt vor uns.

Zu Hause angekommen erzählten uns Ruben und Glen, die am Pavillon im Garten gearbeitet hatten, dass sie sich beim Beben auf den Boden geschmissen haben und beobachtet hatten wie sich unser Haus wie von Geisterhand hin und her geschoben wurde. Im Anschluss sei ein riesiger Wirbel, ähnlich dem in der Badewanne wenn man den Stöpsel zieht, im Wasser an der Küste entlang gewandert. Dabei hat er alles mitgerissen was ihm im Weg stand. Sämtliche Fischzuchtbecken und Fischernezte waren vollkommen zerstört. Für die Leute ein riesiger Schaden, von dem sich viele Eigentümer bis heute nicht erholt haben.

 

An unserem Haus ist Gott sei Dank nichts passiert und auch in unserer Umgebung gab es keine Schäden. Wir saßen um 19:00 Uhr beim Abendbrot als wir ein heftiges Nachbeben erlebten. Auch in der folgenden Nacht und an den nächsten Tagen waren immer wieder mehr oder weniger heftige Nachbeben zu spüren.

 

In den Nachrichten erfuhren wir dann, dass das Epizentrum genau uns gegegenüber auf der Nachbarinsel Negros gewesen war. Man sprach von etwa 200 Toten, meist aber verursacht durch Erdrutsche die die Bambushütten unter sich begraben haben. Wir konnten am nächsten morgen die Auswirkungen in den uns gegenüberliegenden Berghängen erkennen. (siehe Bild oben)  

 

So hatten wir uns den Start ins neue Leben natürlich nicht vorgestellt.

Am Dienstag den 15. Oktober um 8.12 Uhr war es dann wieder soweit. Ein Beben der Stärcke 7.2 mit Epizentrum in Bohol, unsere östliche Nachbarinsel, richtete immense Schäden auf der Insel und in der Touristen-Region der Chocolate-Hills an. Auch Cebu-City war betroffen. Viele von euch haben die Bilder des einstürzenden Glockenturms der Basilika "Sto. Nino" in den Nachrichten gesehen.

 

Wir waren gerade mit dem Frühstück fertig und ich verfolgte die Nachrichten der Deutschen Welle. Zunächste dachte ich mein Kreislauf spielt verrückt. Als es dann aber richtig los ging bin ich aus dem Wohnzimmer in den Garten gestürzt und habe nach Lulu gerufen. Sie war gerade im Vorratsraum neben der Garage und hatte sich auf den Boden geschmissen. Ich rief "raus, raus". Im Garten haben wir dann abgewartet und unser Haus beobachtet. Es dauerte nur wenige Sekunden, aber die hatten es in sich. Gott sei Dank sind wir wieder mit einem blauen Auge davon gekommen. In unserer waren nur wenige kleinere Schäden zu melden. Auf dem Grundstück des Elternhauses war nur eine baufällige Mauer eingestürzt.

Basilika "Sto. Nino" Cebu City

Die Glocken von Sto. Nino. Im November 2013 haben wir uns mit Sonja und Rolf Schumacher die Schäden in Cebu angesehen. Wenn man sich die alten Kirchen und Gebäude aus der spanischen Kolonialzeit ansieht, mittlerweile mehrere Jahrhunderte alt, nie oder unzureichend saniert, kann man sich lebhaft vorstellen, dass die irgendwann zwangsläufig einem Beben zum Opfer fallen müssen. Man bedenke auch, dass sie ja schon einige, mehr oder weniger heftige, Beben hinter sich haben. 

Dann kam der 06.November. Die Taifunsaison im asiatischen Raum hatte schon zwölf Taifune gezählt. Der dreizehnte, Haiyan, sollte der schwerste Sturm seid es Aufzeichnungen gibt, werden. Er war seid Tagen angekündigt und wurde ständig hochgestuft. Am 06. erwarteten wir auch unsere Freunde Sonja und Rolf, die für 3 Wochen unsere Gäste sein wollten. Wir hatten Befürchtungen das der Flieger in Hongkong nicht starten bzw. in Cebu nicht landen durfte. Wir waren frühzeitig in Cebu und warteten nervös auf die Landung. Das Wetter war aber zu diesem Zeitpunkt in Cebu-City noch normal. Wir hatten auch Glück bei der Heimfahrt. Das Chaos begann erst am Abend als wir zu Hause waren. Wahnsinnige Wassermassen fielen vom Himmel, der Wind war eher weniger das Problem. Wir hatten mal wieder Glück und befanden uns am Rand des Geschehens und wurden deshalb verschont.

 

Die Nordspitze von Cebu und die Inseln Leyte und Sammar waren schwer betroffen. Windgeschwindigkeiten von bis zu 380 km/h sollen gemessen worden sein.       

Wir hoffen, dass wir hier so schnell keine Fortsetzung schreiben müssen!!!!