Nach 2 Jahren

Sehen so zufriedene Rentner aus? Ich glaube schon. Nach 2 Jahren sind wir hier wirklich angekommen. Vielmehr, bin ich hier angekommen. Lulu hatte natürlich die wenigsten Probleme wenn gleich doch deutlich zu merken ist, dass sie 2/3 (41 Jahre) ihres Lebens in Deutschland verbracht hat. Oft wird ihr von ihren Landsleuten gesagt, dass man an ihrem Auftreten merken kann, dass sie im Ausland gewesen ist. 

 

Vieles läuft hier anders als wir das als Europäer gewohnt sind. Was mich am meisten stört und Lulu übrigens auch, ist das geringe Interesse der Filipino`s an ihrer Umwelt.

Was wir in Deutschland veranstalten im Hinblick auf Smoke und Feinstaubbelastung ist Wahnsinn. Die Leute müßten mal hierher kommen, die würden ihr blaues Wunder erleben. Fast jeder Verkehrsteilnehmer bläst hier eine dicke blaue Wolke aus seinem Gefährt. Selbst bei Fahrzeugen die relativ neu sind. Die wenigsten Werkstätten sind in der Lage einen Motor hinsichtlich Abgase vernünftig einzustellen. Ich bin immer froh wenn wir uns aus Cebu-City wieder verabschieden können. Wenige Stunden dort können die frische Luft von einer Woche in Canduling zu nichte machen. Auch die Unart der Leute, ihren Müll einfach neben sich zu schmeißen regt uns manchmal auf. Lulu wurde schon gesagt: "wenn dir das nicht passt, dann geh wieder zurück nach Germany".

 

Als Angler interessiert mich natürlich auch die Unterwasserwelt. Aber auch hier wird Raubbau betrieben. Lange Jahre wurde mit selbst gebastelten Wasserbomben gefischt. Das das riesige Schäden anrichtet kann man sich lebhaft vorstellen. Diese Art zu "fischen" ist seid vielen Jahren verboten. Gott sei Dank sieht es so aus als wenn man das Problem langsam in den Griff bekäme. Aber auch das Netzfischen mit viel zu engen Maschen ist ein Problem. Da wird alles heraus geholt was sich in den Netzen verfängt. Jungfische haben überhaupt keine Chance sich auf eine ihrer Art entsprechende Größe zu entwickeln. Die Folgen kann man sich vorstellen, nur hier interessiert es anscheinend niemanden.  

 

Gewöhnungsbedürftig ist auch die philippinische Bürokratie. Wie oft wir zum Beispiel für unseren Visum-Antrag bei der Imigration die gleichen Fragen auf Fragebögen beantwortet haben, konnten wir zum Schluss nicht mehr zählen. Gestern waren wir bei der gleichen Behörde um unsere Steuern zu bezahlen. Da war natürlich wieder ein 4-seitiges Formular mit den gleichen Fragen, die wir vor zwei Jahren schon x-fach beantwortet haben auszufüllen. Auch Fingerabdrücke wurden wieder genommen. Die liegen von jedem Finger schon zweimal vor, einmal auf die klassische Art und je einmal gescannt. Deutsche Bürokratie ist dagegen harmlos.

 

Geht man in den Supermarkt, braucht man sehr viel Geduld an der Kasse. Nachdem dann alles endlich eingescannt ist, werden die Waren in mehrere Tüten oder Karton`s verpackt und verschnürt. Das verursacht zu der eigentlichen Warenverpackung immensen zusätzlichen Müll der irgendwann in der Natur herumgammelt.

Ist der Rechnungsbon ausgedruckt und bezahlt, sollte man meinen man könnte jetzt gehen, Irrtum. Schon ist ein Kontrolleur da und kontrolliert die Rechnung und den Inhalt des Einkaufwagens. Aber auch das reicht noch nicht. Kommt man zum Ausgang steht ein uniformierter Securtity an der Tür und verlangt den Bon nochmal um ihn mit einem roten Stift abzuhaken. Also, nochmal den Kassenbon hervor kramen. Anfangs war ich manchmal kurz vor dem Platzen. " Ich springe mal eben schnell rein" funktioniert hier nicht. Spätestens an der Kasse wird man ausgebremst!!!!

 

Aber wir wollen hier nicht nur klagen. Die Kassiererinnen und eigentlich das gesamte Personal hat immer ein Lächeln parat und ist stets hilfsbereit. An der gleichen Kasse steht dann auch jemand, der einem unaufgefordert den sperrigen und schweren Karton bis in`s Auto schafft. Und das ist keine Ausnahme sondern die Regel!

 

Wenn man in Deutschland mehr als 20 Jahre immer das neuste Benz-Modell gefahren hat scheint einem vieles an einem Auto selbstverständlich. Ein Benz Modell

oder ähnlich können und wollen wir uns hier nicht leisten. Wir fahren einen 13 Jahre alten Mitsubishi Adventure. Einfache Austattung ohne viel Brimborium.

Bei einer der ersten Fahrten nach Cebu zum SM (Einkauscenter) kamen wir zum Fahrzeug zurück und mußten feststellen, dass die Batterie sich während unserer

Abwesenheit entladen hatte. Vergessen das Licht aus zu schalten. Beim Benz hätte es gepiepst oder gesummt, von einem Adventure kann man das nicht verlangen. Ich stand also auf dem riesigen Parplatz und starrte meine Batterie an und war ratlos. Starterkabel war natürlich auch Fehlanzeige. Braucht man in Deutschland ja meistens im Winter.

"Can i help you?" fragte jemand hinter mir. Als ich ihm erklärt hatte was mein Problem war, marschierte er schnur straks zu seinem Auto, baute seine Batterie aus, kam zu meinem Wagen schloss die Battrie an und gab mir Starthilfe. Ich war platt. In Deutschland hätte ich warscheinlich lange warten können. Da muß man schon ADAC-Mitglied sein.

 

So habe ich hier schon des öfteren Dinge erlebt, wo ich mir gedacht habe "das kannst du in Deutschland vergessen".

 

Es ist auch die immer wieder von allen Seiten gepriesene Freundlichkeit der Leute, die mir auf fällt und die einen zum Nachdenken anregt. 

 

Immer noch gibt es neue Ideen was man im Haus oder im Garten noch machen oder verbessern könnte. So haben wir im Dezember eine Betonpiste ins Wasser betoniert, damit man, ohne sich den Hals zu brechen, ins Wasser gelangen kann.

Die scharfen Kanten und Spitzen des Vulkangesteins können sehr unangenehm werden wenn man das Gleichgewicht verliert. Die Steine sind vielfach sehr glitschig oder man stolpert über einen Brocken den man nicht sieht. 

Behindertengerecht ausgebaut

Materialbeschaffung kann manchmal schwierig sein weil in der Provinz nicht alles oder nicht in der Qualität zu bekommen ist die man wünscht. Was aber immer funktioniert ist die rasche Anlieferung. Morgens bestellt und bezahlt, 2-3 Stunden später wird angeliefert. Sand, Zement, Eisen, Holz, alle was man benötigt. In Deutschland würde es heißen "eventuell nächste Woche Montag".

 

Auch unsere building-permit (Baugenehmigung) war für mich eine Überraschung. Während unseres 4-wöchigen Urlaubs in 2009 wurde vom Architekt die Zeichnung erstellt, der Bauantrag abgegeben und die Baugenehmigung erteilt. Einzige Auflage war, mit dem Haus 20 m vom Wasser weg zu bleiben.  

 

 

Wie sagt man? "Alles hat seine zwei Seiten". Hier natürlich auch. Es gibt vieles was uns hier gefällt und was uns Freude macht und genügend was uns gegen den Strich geht.

Man muß halt abwägen und solange das Positive überwiegt und das tut es hier sicherlich, so lange gibt es keinen Grund etwas zu ändern. Diese Überlegungen muß halt jeder für sich selbst anstellen. Auf jeden Fall ist es für mich eine Erfahrung, die manchen Deutschen zu wünschen wäre. Man steht als Ausländer einmal auf der anderen Seite der Gesellschaft. Ich bin mir aber sicher, dass es hier angenehmer ist Ausländer zu sein. Oft habe ich den Eindruck, das allein diese Tatsache Türen öffnet. Andere mögen da andere Erfahrungen haben. Liegt sicherlich auch daran wie man auf die Leute zu geht und wie man mit ihnen umgeht.